Ernährung

Ernährung bei Krebs: Vorbeugung, Therapiebegleitung und Progress-Vermeidung

Die Ernährung hat in den verschiedenen Phasen einer Krebserkrankung Einfluss auf die gesundheitliche Entwicklung:

  • als Vorbeugung (Prävention) vor dem Auftreten einer Krebserkrankung,
  • als Therapie-Unterstützung und
  • als Prophylaxe durch konkrete Maßnahme gegen das Auftreten von Rezidiven (Wiederauftreten) oder dem Progress (Voranschreiten) einer Krebserkrankung

Einzelne Nahrungsmittel bzw. Genussmittel können das Krebsrisiko deutlich erhöhen, bestimmte Nahrungsmittel können Krebstherapie sehr wirksam unterstützen.

Im Folgenden wird nur eine Übersicht dargestellt. Krankheitsspezifische Informationen zu vielen Krebserkrankungen und umfangreiche Hinweise zur Ernährungs-Umstellung finden Sie nach dem Login, zu dem Sie sich kostenlos anmelden können.

 

Ernährung als Krebs-Prävention

Für einen ganzheitlichen Lösungsansatz für das Menschheitsproblem Krebs ist es sehr wichtig zu verstehen, welche Ernährung der Entstehung einer Krebserkrankung am besten vorbeugen kann. Um belegbare Aussagen zu machen, benötigt man klinische Studien. Für sichere Erkenntnisse zur Auswirkung der Ernährung sind diese besonders aufwendig, da es um lange Beobachtungszeiträume geht. Aufgrund der Diversität der regionalen Ernährungsgewohnheiten und Nahrungsangebote werden häufig viele klinische Studien zusammengefasst zu einer Meta-Analyse. Werden mehrere Meta-Analysen vergleichend untersucht, spricht man von einem "Umbrella Review" also einer umfassenden Begutachtung von mehreren Meta-Analysen. Die vorbeugende Wirkung gesunder Ernährungsgewohnheiten werden dabei gegen den "westlichen Ernährungsstil" verglichen, wie er in Europa und Nordamerika von der Mehrheit der Bevölkerung gepflegt wird.

  • Ein Ernährungsstil nach den Empfehlungen des Welt-Krebsforschungsfonds, dargestellt hier, kann das relative Risiko einer Krebserkrankung um ca. 7 % senken, wie der "Umbrella Review" von Yin et al. (2025) zeigt.
  • Eine vegetarische Ernährung kann nach der Meta-Analyse von Dinu et al. (2017) das relative Risiko einer Krebserkrankung um ca. 8 % senken
  • Eine vegane (rein pflanzliche) Ernährung kann nach der Meta-Analyse von Dinu et al. (2017) das relative Risiko einer Krebserkrankung um 15 % senken. Eine Studie zum Erkrankungsrisiko für Prostata-Krebs zeigte eine um 35 % reduziertes Risiko bei veganer Ernährung (Tantamango-Bartley et al. 2016).
  • Eine auf Gemüse, Obst und Hülsenfrüchten (Bohnen, Erbsen, Linsen, Soja, etc.) basierende Ernährung kann nach dem "Umbrella Review" von Yin et al. (2025) das relative Risiko einer Krebserkrankung um 13 % senken. Bei den in dieser Analyse eingeschlossenen Studien war auch ein ein geringer Anteil an Fisch, Geflügel und Magermilchprodukten, siehe z.B. Fung et al. (2005).

Diese Übersicht zeigt, dass es nicht darauf ankommt, "verbissen" eine bestimmte Ernährungsform gegen die eigenen Neigungen aufrecht zu erhalten, sondern auf die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Ebenso wichtig sind Wohlbefinden und Ausgeglichenheit. Eine generelle Einischt ist, dass eine Ernährungsform umso gesünder ist, je mehr sie auf pflanzlicher Nahrung basiert, die so wenig wie möglich verarbeitet ist.

Ernährung als Therapie-Begleitung

Die Auswirkung einer gesunden Ernährung im Vergleich zur durchschnittlichen westlichen Ernährung ist noch größer, wenn bereits eine Krebsdiagnose vorliegt und tumorspezifische Standardtherapien durchgeführt werden. Dies verdeutlichen Studien zu verschiedenen Tumorlokalisationen:

  • Prostatakrebs: eine pflanzenbasierte Ernährung kann das Progressionsrisiko mit zunehmendem Anteil rein pflanzlicher Ernährung um bis zu 47 % reduzieren (Liu et al. 2024).
  • Kolorektales Karzinom: beim nichtmetastasierten kolorektalen Karzinom bewirkt eine pflanzenbasierte Ernährung eine Verringerung der Todesfallquote um 28% (Ratjen et al. 2021). Beim metastasierten kolorektalen Karzinom wurde durch eine pflanzenbasierte Ernährung eine Verringerung der Todesfallquote um 26 % erzielt (Cheng et al. 2024).
  • Brustkrebs: bei Brustkrebs-Patientinnen wurde die generelle Todesfallquote durch eine pflanzenbasierte Ernährung um 21 % reduziert und die Brustkrebs-spezifische Todesfallquote um 15 %, wobei die Brustkrebs-spezifische Todesfallquote nicht in allen 7 untersuchten Studien signifikant war (Lee et al. 2022).

Bei den hier zitierten Studien und Meta-Analysen wurden die indidviduellen Ernährungsgewohnheiten aller Studienteilnehmer danach bewerteten, wie hoch der Anteil pflanzlicher Ernährung war, wobei auch in begrenztem Umfang Milch- oder Milchersatzprodukte und optional Meerestiere zur gesunden Ernährung hinzugerechnet wurden (siehe z.B. Healthy Eating Index).

Zu vermeidende Lebensmittel

  • Alkohol:
    • Leberkrebs: Alkohol erhöht das Risiko für Leberkrebs – es gibt keine „sichere“ Menge. Pro 12 g/Tag (entspricht ca. 120 ml Wein oder 240 ml Bier) steigt das Risiko für das hepatozelluläre Karzinom um ca. 8–11 %; bei ≥3 Drinks/Tag ist der Anstieg deutlich
    • bei Kopf-Hals-Tumoren (v. a. Larynx, Oropharynx): Fortgesetztes Trinken nach Diagnose führt zu einem signifikant schlechteren Überleben.
  • Zuckerhaltige Getränke (Softdrinks, Energy-Drinks) nach Kolonkarzinom (Stadium III): ≥2 Portionen/Tag führen zu einem höheren Rezidiv-/Sterberisiko.
  • Ernährung mit hoher glykämischer Last (raffinierte Süß-/Backwaren) nach Kolonkarzinom führt eine hohe glykämische Last zu schlechterer Prognose in Bezug auf das krankheitsfreie Überleben, rezidivfreie Überleben und Gesamtüberleben.
  • Rotes/ verarbeitetes Fleisch: Nach Kolonkarzinom: deutlich schlechtere Prognose zum krankheitsfreien und Gesamtüberleben. Nach Prostatakarzinom: höheres Prostatakarzinom-spezifisches und Gesamt-Sterberisiko.
  • Vollmilch und fettreiche Milchprodukte:
    • Prostatakarzinom: Vollmilch und ein hoher Anteil fettreicher Milchprodukte führen nach Krebs-Diagnose zu einem höheren Prostatakarzinom-spezifischen Sterberisiko.
    • Brustkrebs: höherer Konsum fettreicher Milchprodukte nach Diagnose führt zu einer höheren Brustkrebs-Sterblichkeit
    • Magermilch-Produkte zeigen nicht die Effekte von vollfetten Milchprodukten!
  • Bestimmte ultra-verarbeitete Lebensmittel (z.B. Fertigeis) zeigen beim Kolorektalkarzinom ein höheres krebsspezifisches Sterberisiko.

Die gesundheitsfördernde Wirkung der Ernährung aus Sicht der Anthroposophie

Eine der großen Stärken der Forschungsmethodik der Anthroposophie ist der Umstand, dass sie Erkenntnisse gewinnen kann, in denen der sinnesgebundenen Naturwissenschaft einer bestimmten Zeit noch die faktischen Grundlagen fehlen. Dies lässt sich auch zur Bedeutung der Ernährung als begleitende Therapie für Krankheiten feststellen. Hierzu macht Rudolf Steiner in einem Kurs vor Ärzten 1920 Ausführungen (hier leicht gekürzt wiedergegeben), die sehr gut den heutigen empirischen Faktenbestand der oben dargestellten Studienergebnisse zusammenfassen:

„Das ist dasjenige, was immer betont werden muss, dass der Mensch stärkere Kraft entwickeln muss, wenn ihm stärkere Kraft entgegensteht. Ich will nicht für irgendeine Ernährungsweise hier Propaganda machen, sondern nur die Dinge erzählen, wie sie sind: darauf beruht ja der Unterschied zwischen der vegetarischen und der animalischen Ernährungsweise. Wenn wir uns bloß durch Pflanzliches nähren, so müssen wir selber als Menschen den ganzen Prozess übernehmen, den uns das Tier abnimmt. Derjenige, der nun Fleisch isst, der verrichtet nicht den Prozess, den das Tier verrichtet; den lässt er sich eben von dem Tiere abnehmen. Er entwickelt also diese Kräfte in sich gar nicht, die entwickelt werden müssen, wenn er nur Pflanzliches aufnimmt. Das heißt: der Organismus muss, wenn er Pflanzenesser ist, ganz andere Kräfte heraufholen, als wenn er Fleischesser ist. Diese Kräfte sind aber da, die zum Überwinden des Pflanzlichen bis zum Tierischen hin gebraucht werden. Die gehen gewissermaßen durch einen Rückschlag wiederum in den Organismus zurück und arbeiten dann in ihm. Sie arbeiten dann so, dass sie auf den Menschen im Wesentlichen sehr stark ermüdend und störend wirken. Sodass eine Entlastung in Bezug auf die Ermüdung durch die vegetarische Diät ganz wesentlich eintritt, dass der Mensch arbeitsfähiger wird dadurch, weil er gewöhnt ist, Kräfte aus seinem Inneren heraufzuholen, die er nicht heraufholt, sondern die er geradezu als die Störungskräfte des Organismus anwendet, wenn er Fleisch isst. Aber wie gesagt, ich agitiere nicht. Ich weiß, dass mir auch homöopathische Ärzte immer wieder und wieder erwidert haben: Ja, aber man züchtet doch den Leuten die Schwindsucht an, wenn man ihnen das Fleisch abgewöhnt, und dergleichen. Ja gewiss, das kann alles sein, aber dasjenige, was ich jetzt gesagt habe als reine Tatsache, das besteht eben. Ich will aber ganz gerne zugeben selbstverständlich, dass es einfach Organismen in der Gegenwart gibt, die bloße Pflanzenkost nicht vertragen können, die durchaus Fleischkost haben müssen. Das ist dann eine Sache des individuellen Falles.
Es ist auch im Heilprozesse von einer außerordentlichen Wichtigkeit die Frage nach der zubereiteten, gekochten Kost und nach der rohen Kost. Wiederum soll nicht für das eine oder für das andere eingetreten werden, erst recht nicht mich für einen Agitator zu betrachten, aber objektiv muss untersucht werden, was vorliegt. Wenn der Mensch seine gewöhnliche gekochte Kost verzehrt, sich ihre Kräfte assimiliert, dann führt er äußerlich etwas aus, was in einer gewissen Weise der Organismus doch selber ausführen muss, der Rohkost verzehrt. Der Mensch lässt sich schon von dem Kochen und so weiter dasjenige abnehmen, was er im Verzehren der Rohkost selber tun müsste. […] Es müsste also durch die stärkere polarische Verwandtschaft mit der Umgebung das Essen ein fortwährender Heilungsprozess sein, wenn wir die Nahrungsmittel nicht kochen würden. Daher ist auch das Genießen von Rohkost viel mehr ein Heilungsprozess als das Genießen von gekochter Kost, das viel mehr ein bloßer Ernährungsprozess ist.“