Das Carl Gustav Carus-Institut: von seiner Gründung bis in die heutige Zeit
Das Carl Gustav Carus-Institut wurde im Jahr 1967 auf Initiative anthroposophischer Ärzte und Naturwissenschaftler gegründet, um einen eigenen Beitrag zur Therapie von Krebspatienten mit Mistelpräparaten zu leisten. Nachdem durch das gemeinsame Studium der Forschungsergebnisse Rudolf Steiners und der naturwissenschaftlichen Methode nach dem Vorbild Goethes ein geistiges Fundament geschaffen war, wurde am 7. Juli 1967 der Trägerverein, die Gesellschaft zur Förderung der Krebstherapie e.V., gegründet. Wesentlich beteiligt waren neben Dr. Hans Werner und Thomas Göbel (1) auch Hans Rivoir, Dr. Karl Woernle, Dr. Gustav Brunk und Dr. Karl Buchleitner. Und wer könnte zu den Änfängen und den damaligen Impulsen besser sprechen als die Gründer selbst. Lassen wir im Folgenden Dr. Hans Werner und Hans Rivoir selbst zu Wort kommen. Zum Interview, das Dr. Rainer Scheer 2017 mit beiden geführt hat, gelangen Sie hier.
Die Aufgabe des Instituts ist in der Satzung des Trägervereins formuliert, nämlich für die Krebstherapie auf Grundlage einer durch die Geisteswissenschaft Dr. Rudolf Steiners und der von ihm und der Ärztin Dr. med. Ita Wegmann begründeten Anthroposophischen Medizin zu forschen. Diese Aufgabenstellung erfordert über die unmittelbare Erforschung von Krankheit, Arzneipflanze und ihrer Pharmazeutik hinaus ein umfassendes Verständnis der Natur und des Menschen. Daraus ergibt sich im Institut eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachrichtungen sowie ein intensiver Austausch mit namhaften europäischen Universitäten.
Auf Grund der zahlreichen Kooperationen, insbesondere mit Partnern aus dem universitären Bereich, und unserer strukturellen Ausrichtung sind bei uns Promotions-, Bachelor- und Master-Arbeiten möglich. Ferner bieten wir Praktikumsstellen an, beispielsweise im Rahmen des Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), sowie im Bundesfreiwilligendienst.
Das Institut wird ideell und finanziell getragen durch unseren Trägerverein, die Gesellschaft zur Förderung der Krebstherapie e.V. und einen weiten Umkreis von Unterstützern. Ferner ist die Institutsarbeit auf Drittmittel wie zum Beispiel Zuwendungen aus Stiftungen, aus öffentlichen Forschungsförderungen, aus der Privatwirtschaft und auf private Spenden angewiesen.
Seine ersten Arbeitsräume fand das Carl Gustav Carus-Institut im Keller der internistischen Praxis von Dr. Hans Werner in der Hachelallee 55 in Pforzheim. Seit der Gründung der Klinik 1975 ist auch das Institut in Niefern-Öschelbronn ansässig. Dorthin zog es in die Räume der Klinik Öschelbronn um, mit seinen Laboren ins Kellergeschoss und den Büroräumen ins 4. OG.
Hier zwei Fotos aus der Vergangenheit, die den Eingangsbereich des bis 2020/2021 gemeinsam genutzten Gebäudes zeigen: eine Schwarz-weiß-Aufnahme aus den Anfangsjahren und ein Farbfoto nach dem Ausbau des Dachgeschosses.
Für die ersten Schritte der Herstellung von Mistelpräparaten begann eine Kooperation mit der Weleda AG in Schwäbisch Gmünd, die Mistelextrakte herstellte und diese für die pharmazeutische Forschung des Instituts zur Verfügung stellte. Dr. Reinhard Koehler (Physiker) (2) forschte seit 1968 an der Realisierung pharmazeutischer Strömungsprozesse. Die Kooperation mit der Weleda AG konnte nicht fortgeführt werden.... Daher kam es 1971 zur Gründung der Firma Abnoba Heilmittel GmbH (jetzt Abnoba GmbH), damit die aus der gemeinnützigen Forschung des Carl Gustav Carus-Instituts entwickelten Mistelpräparate ihren Weg zu den Ärzten und den Patienten finden konnten. Die Abnoba GmbH wurde von Thomas Götte (3) und Hans Rivoir aufgebaut, und durch Michel Barkhoff und Dr. Rainer Scheer weiterentwickelt, die alle dem Impuls des Carl Gustav Carus-Instituts und seinem Trägerverin sehr verbunden sind. Die Abnoba GmbH ist vollständig im Besitz gemeinnütziger Einrichtungen und kann sich dadurch ganz auf das Wohl der Patienten, die eigene Forschung und Entwicklung sowie die Förderung der Grundlagenforschung konzentrieren. Daneben kam den Institut durch die Klinik Öschelbronn und ihre langjährige Geschäftsführerin Barbara Burrer große Hilfe zu. (Auszug aus einem Artikel zum 50 jährigen Bestehen des Instituts in den Akzenten 2016/2017, lesen Sie dort weiter auf den Seiten 20 bis 41)
Am 13. Mai 2017 feierte das Carl Gustav Carus-Institut sein 50-jähriges Bestehen.
Ende November 2020 war der Umzug in den Neubau in der Allmendstraße 55, zwar mit neuer Adresse, aber nur ca. 200 Meter Luftlinie von der Klinik entfernt, wo wir seit beinahe 50 Jahren "beheimatet" waren. Seither arbeiten wir in den neuen Labor- und Büroräumen. Rechts vom Haupteingang (siehe Luftbild unten) befinden sich diese Räume: im Erdgeschoss der Laborbereich mit seinen modernen, gut ausgestatteten Laborräumen für chemisch-analytische, tumorbiologische und immunologische Untersuchungen, im Obergeschoss unsere Büroräume. Die Grundlage der Krebstherapie-Forschung im Carl Gustav Carus-Institut bildet der methodische Zugang zu einem ganzheitlichen Naturverständnis auf der Basis von Goethes Naturwissenschaft. Umfangreiche Sammlungen zu den Gestaltverwandlungen im Mineralreich, der Pflanzenwelt und dem Tierreich, die von Thomas Göbel, Mitbegründer des Carl Gustav Carus-Insituts, maßgeblich aufgebaut wurde, schaffen eine Verständnisgrundlage für den menschlichen Organismus. Diese Sammlungen haben in unseren Fluren ein neues Zuhause gefunden, für die wissenschaftliche Lehre und Forschung, und nicht zuletzt zur Schulung der Beobachtungsgabe für die Großartigkeit der Natur, in der wir leben.
Dieses Luftbild zeigt das "Areal am Eichhof", auf dem sich neben dem Carl Gustav Carus-Institut und der Abnoba GmbH - vorne im Neubau in der Allmendstr. 55 - das Johanneshaus und die Klinik Öschelbronn, letztere mit altem und mit neuem Gebäude (im hinteren Bereich des Fotos, von links nach rechts) befinden.
Unter "Videos und Fotos" finden Sie u.a. Videos von einem Drohnenflug über und um unseren Neubau sowie von einem kleinen Rundgang durch unsere neuen Institutsräume.
Aus der Gründung im Jahre 1967 gingen zahlreiche weitere Initiativen und Firmen hervor: Die Abnoba GmbH, die Portusbau, die Klinik Öschelbronn, die AnthroMed Praxis (ambulantes Versorgungszentrum mit verschiedenen medizinischen Fachbereichen), der Tycho Brahe-Verlag (4) mit dem Jahrbuch für Goetheanismus und die Birken GmbH (5).
(1) Thomas Göbel: Nachruf von seiner Tochter Nana Göbel in Tycho de Brahe Jahrbuch für Goetheanismus 2006, Tycho Brahe Verlag GdbR Niefern-Öschelbronn sowie zum 90. Geburtstag in Akzente 2018/2019
(2) Nachruf: Zum Gedenken an Thomas Christoph Götte (3.6.1930-4.8.2017) in Der Merkurstab 70 (6), 515-516 (2017)
(3) Nachruf: Zum Gedenken an Reinhard Koehler (12.3.1935-14.3.2012) in Der Merkurstab 65 (4), 385-389 (2012)
(4) Der Tycho Brahe-Verlag hat zum 31.12.2018 seine Tätigkeit beendet. Ab 2019 liegt die Herstellung des Jahrbuchs für Goetheanismus unter dem bisherigen Herausgeber (Naturwissenschaftliche Sektion am Goetheanum, Dornach/CH) in den Händen der Freien Hochschule Stuttgart / Seminar für Waldorfpädagogik
(5) Die von Dr. Armin Scheffler unter dem Namen Birken GmbH gegründete Firma (später übernommen von Amryt AG) hat Arzneimittel und Kosmetikprodukte auf Basis von Birkenrinde entwickelt. Hautpflegeprodukte wurden unter dem Markennamen Imlan® hergestellt und vertrieben. Seit 1. September 2022 sind Herstellung und Verkauf von Imlan® eingestellt. Ein ebenfalls aus Birkenrindenextrakt entwickeltes Oleogel (Filsuvez®) erhielt 2022 von der EMA (European Medicines Agency) eine Zulassung zur Behandlung von Epidermolysis bullosa. Im April 2023 wurde Amryt von der Chiesi Farmaceutici S.p.A. (Parma, Italien) übernommen. Im Dezember 2023 erhielt Filsuvez eine FDA-Zulassung (USA) zur Behandung von partiellen Wunden bei Patienten ab 6 Monaten mit Epidermolysis bullosa junctionalis (JEB) und dystropher Epidermolysis bullosa (DEB).